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Mengrai wurde 1238 geboren und war der Sohn von König Lao Meng, dem Herrscher eines kleinen Königreiches am Mekong, in der Nähe des heutigen Chiang Saen. Seine Mutter gehörte dem chinesischen Königshaus von Yünnan an. Zu dieser Zeit bestand das Gebiet des heutigen Nordthailand aus einer Unzahl kleiner und kleinster Müang und die meisten von ihnen teilten nur ihre gegenseitige Abneigung und Feindschaft.
 
1261 folgte Mengrai seinem Vater auf den Thron. Er erkannte schnell, dass nur ein starkes Reich Schutz vor den ständigen Angriffen der anderen Mini-Reiche und vor allem vor den Mongolen im Norden bot. Also begann Mengrai, sein Reich auszudehnen, indem er wiederum die Müang in seiner Umgebung angriff. Mengrai war ein genialer Feldherr und begabter Diplomat, besass aber auch eine nötige Portion Skrupellosigkeit und schreckte selbst vor Heimtücke nicht zurück, um seine Ziele zu erreichen.
1262 gründete Mengrai die Stadt Chiang Rai als "seine" neue Hauptstadt. Er wusste jedoch, dass der Schlüssel zur Macht in Nordthailand in der letzten verbliebenen Mon-Festung Haripunchai, dem heutigen Lamphun, lag. Seine Armee war jedoch nicht stark genug, um die Stadt einzunehmen. Deshalb schickte er den Spion Ai Fa in die Stadt. Dieser sollte dort das Vertrauen des Königs Yi Ba erschleichen und heimlich dessen Autorität unterminieren.
1275 revoltierte Mengrais erster Sohn Khun Khrüang gegen seinen Vater, worauf dieser ihn ohne viel Federlesens zu machen in einen Hinterhalt locken und ermorden liess. Anschliessend liess er ihn mit allen Ehren bestatten. Auch dies ein Beispiel des, nennen wir es mal ambivalenten, Charakters des Königs.
1276 versuchte Mengrai das kleine Königreich Phayao anzugreifen. Kurz vor der Schlacht kam es zu einer Be-

gegnung mit König Ngam Müang. Beide Könige freundeten sich an und Mengrai brach den Angriff ab. Kurz darauf schloss sich auch noch Ramkamhaeng von Sukothai dem Bündnis an.
1281 widmete Mengrai seine Aufmerksamkeit wieder Haripunchai. Sein Spion Ai Fa hatte ganze Arbeit geleistet und das Regime König Yi Bas bröckelte. Die Bevölkerung befürwortete mehrheitlich einen Anschluss an Mengrai. Mengrais Armee konnte die Stadt ohne Mühe einnehmen. allerdings nicht , ohne sie vorher zu plündern. Yi Ba gelang die Flucht. Mengrai wurde dadurch zum mächtigsten Mann in der Region. Dank seines Bündnisses mit Ramkamhaeng, liess Sukothai ihn gewähren.
Mengrai nannte sein Reich Lan Na Thai, kurz Lan Na, was soviel bedeutete, wie Land der Millionen Reisfelder.
( In Laos sieht man Lan Na, auch heute noch, gern als laotisches Königreich an. Immerhin entstammte Mengrai väterlicherseits einer laotischen Familie, wobei die Unterschiede zwischen Thais und Laoten schon immer eher marginal waren. )
Als nächstes beschloss Mengrai eine neue Hauptstadt für sein Reich zu errichten. Seine erste Wahl fiel auf die alte Mon-Ansiedlung Wiang Kum Kam, die strategisch günstig am Ping-Fluss lag. Es stellte sich jedoch heraus, dass gerade diese Lage ungünstig war, da der Ort regelmässig überflutet wurde. Um einen neuen Ort festzulegen, liess sich Mengrai von seinen Freunden Ramkamhaeng und Ngam Müang beraten. Sie einigten sich auf die Stelle des heutigen Chiang Mai.

Mengrai zog es jedoch vor, in "seiner" Stadt Chiang Rai zu residieren. Hiermit beging er jedoch einen Fehler, der die Geschichte Lan Nas prägen sollte : Anstatt eine feste Machtzentrale zu installieren, schuf Mengrai eine zweites Zenrum. Später residierte er noch eine Zeitlang in Fang, was die Macht erneut verlagerte. Darüberhinaus belohnte er verdiente Untertanen grosszügig mit Ländereien, in denen diese zumeist weitgehend autonom regieren durften. Aus diesem Grunde war auch Lan Na nur ein mehr oder weniger loser Staatenbund in dem darüberhinaus auch noch ständig Konflikte zwischen den einzelnen Teilen ausbrachen, die das Reich schwächten und anfällig machten.
Auch wenn seine Regierungszeit vornehmlich von kriegerischen Auseinandersetzungen geprägt war, kümmerte sich Mengrai jedoch auch um die kulturelle Entwicklung seines Landes. Er machte den Theravada-Buddhismus zur Staatsreligion und liess eine grosse Anzahl von Tempeln errichten, in die er Mönche aus dem ganzen Land einlud. Trotzdem kam das Land nicht zur Ruhe.
1296 versuchte Yi Ba erneut seine alte Stadt Haripunchai zurückzuerobern. Mengrai überliess die Verteidigung seinem zweiten Sohn Khun Khram, der Yi Ba verteiben konnte und dafür von seinem Vater fürstlich belohnt und mit dem Ehrentitel Chai Songkhram - "siegreicher Feldherr" - ausgezeichnet wurde. Seinen ältesten Sohn Khun Khrüa, der als intrigant galt und darüberhinaus noch die Frau seines Bruders verführt hatte, verbannte Mengrai in das Gebiet der Shan, wo er auf eine Gelegenheit zur Rückkehr lauerte. Diese ergab sich 1317, als Mengrai starb. Der Legende nach wurde er mitten in Chiang Mai vom Blitz getroffen. Ein Denkmal in der Nähe der Stelle erinnert noch heute an den König, dem posthum der Titel "der Grosse" verliehen wurde.
Nachfolger wurde Chai Songkhram, der sich jedoch schon 4 Monate später nach Chiang Rai zurückzog und seinem Sohn Saen Phu den Thron von Chiang Mai überliess. Auf diese Gelegenheit hatte Khruea gewartet. Mit grossem Gefolge kehrte er nach Chiang Mai zurück und entriss seinem Neffen den Thron, der daraufhin floh und seinen Vater um Hilfe bat. Chai Songkhram hatte seinem Bruder wohl auch die Sache mit seiner Frau noch nicht verziehen und beauftragte einen weiteren Sohn, Nam Thuam, gegen Khrüa zu ziehen und den Thron zurückzuerobern. Dies gelang. Khrüa wurde unter Hausarrest gestellt, wo er vier Jahre später starb und Nam Thuam wurde mit dem Thron Chiang Mais belohnt. Er fiel jedoch später bei seinem Vater in Ungnade und dieser beauftragte einen weiteren Sohn, Tao Ngua, Nam Thuam zu stürzen.
1325 erhielt daraufhin Saen Phu eine zweite Chance von seinem Vater und bestieg erneut den Thron Chiang Mais.
1328 starb Chai Songkhram und Saen Phu zog nach Chiang Rai, um dort die Nachfolge seines Vaters auf dem Thron anzutreten. Für ihn regierte sein Sohn Kham Fu in Chiang Mai. Auch dieser folgte jedoch später seinem Vater auf den Thron und überliess die Regierung Chiang Mais seinem Sohn Phayu.
Phayu war offensichtlich ein guter und toleranter König. Vor allem war er es, der die Regierung Lan Nas entgültig in Chiang Mai etablierte, indem er nach dessen Tod nicht seinem Vater folgte, sondern in Chiang Mai blieb und stattdessen seinen Sohn Ku Na auf den Thron von Chiang Rai setzte.
1351 gründete Ramathibodi I. in Zentralthailand das Königreich Ayutthaya.
Nach dem Tod Phayus folgte Ku Na seinem Vater auf den Thron Chiang Mais. Unter Ku Na brach eine Art "Goldenes Zeitalter" für Lan Na an. Seine Regierungszeit verlief friedlich und Ku Na machte vor allem als glühender Buddhist und Tempelbauer von sich reden. Einige der wichtigsten Tempel Chiang Mais fielen in seine Regierungszeit, darunter der Wat Doi Suthep und der Wat Suan Dok. Unter Ku Na entwickelte sich Chiang Mai zu einem Zentrum des Buddhismus. Der Wohlstand der Stadt wuchs und die Bevölkerung nahm Anteil an diesem Wohlstand.
Nach Ku Nas Tod im Jahre 1385 sollte sein Sohn Saen Muang Ma den Thron übernehmen, doch die Geschichte sollte sich wiederholen, als nämlich Ku Nas Bruder Maha Phrom, der in Chiang Rai herrschte,
mit grossem Gefolge bei der Beisetzung seines Bruders erschien. Schon recht bald wurde klar, dass Maha Phrom nicht weniger als den Thron Chiang Mais wollte. Bei Wiang Kum Kam konnte sein Heer jedoch besiegt werden, woraufhin Maha Phrom nach Ayutthaya floh und um die Hilfe Borommarachas I. bat. Dieser war nur zu bereit, Maha Phrom zu unterstützen, da Lan Na ohnehin auf seiner Wunschliste stand und stattete Maha Phrom mit einer Armee aus. Auch dieser Angriff scheiterte jedoch. Im Gegenzug griff daraufhin Saen Muang Ma Sukothai an, das seit 1378 nur noch ein Dasein als Vasall Ayutthayas fristete. Dieser Angriff wurde jedoch ebenfalls abgewehrt. Saen Muang Ma konnte mit Mühe fliehen und die Armeen Ayutthayas drangen tief auf das Gebiet Lan Nas vor und deportierten Teile der Bevölkerung. In der Folge unternahm Saen Muang Ma kenerlei weitere kriegerische Abenteuer und widmete sich vornehmlich religiösen Zielen. Sein Nachfolger wurde sein Sohn Sam Fang Kaen. Diesem gelang es, einen Angriff der südchinesischen Ho abzuwehren, bis er 1442 von seinem eigenen Sohn Tilok gestürzt und ins Exil geschickt wurde. Die Folge war ein kurzer Bürgerkrieg, in dem sich Tilok erfolgreich einiger seiner Verwandten erwehren musste. Trotz seiner fragwürdigen Machtergreifung erwies sich Tilok jedoch in der Folge als ein würdiger Nachfolger seines Ahnen Mengrai.
Unter Tilok wurde der Machtbereich Lan Nas erweitert und gestärkt. Auch der Buddhismus erlebte unter ihm eine neue Blüte.
1477 fand in Chiang Mai das 8. buddhistische Konzil statt, bei dem die damaligen führenden Köpfe und Gelehrten der buddhistischen Welt über die heiligen Schriften debattierten und sie auf Konsistenz überprüften.
Auf der anderen Seite erschien Tilok jedoch auch den Herrschern in Ayutthaya zusehends als Bedrohung und es kam zu ernsten Spannung zwischen beiden Reichen, die in verschiedenen Angriffen beiderseits gipfelten, jedoch schnell in einer Pattsituation endeten.
Desweiteren musste sich Tilok noch eines Angriffes der Vietnamesen erwehren. die jedoch vertrieben wer-
den konnten. Tilok folgte sein Enkel Yot Chiang Rai auf den Thron, der sich jedoch schnell als unfähig präsentierte und kurzerhand von seinen Ministern abgesetzt wurde. Unter seinem Sohn Kaeo kam es erneut zu Scharmützeln mit Ayutthaya, ohne dass sich an der Pattsituation etwas änderte. Nach Kaeo kam es in Lan Na zu schweren inneren Konflikten um die Nachfolge, die in einem Bürgerkrieg zwischen verschiedenen Parteien gipfelten, in den sich schliesslich auch Ayutthaya einmischte. Als die Truppen Ayutthayas schon vor den Toren Chiang Mais standen, bestimmte die dominierende Partei schliesslich Prinzessin Chiraprapha zur Interimsregentin der Stadt. Diese machte den Truppen Ayutthayas Geschenke, woraufhin diese abzogen. In Ayutthaya war in der Zwischenzeit nämlich ebenfalls eine Phase der Instabilität eingetreten und Mord und Intrigen waren übliche Mittel bei der Entscheidung der Thronnachfolge geworden. Ausserdem war Ayutthaya inzwischen in eine Art Dauerfehde mit den Burmesen verwickelt.
In Lan Na bot man Setthathirat, dem Herrscher von Lan Xang den Thron an. Als jedoch in Luang Prabang Unruhen ausbrachen, verliess dieser Chiang Mai und kehrte nach Lan Xang zurück. Lan Na war erneut führungslos und der Bürgerkrieg breitete sich aus.
In Burma hatte in der Zwischenzeit Burengnoreng die Macht übernommen und das Land geeint. Dieser startete unverzüglich einen Angriff auf Chiang Mai und es gelang ihm 1557 die geschwächte Stadt beinahe ohne Gegenwehr einzunehmen. Obwohl Burengnoreng den regierenden Herrscher Maekut vorerst auf dem Thron liess, begann hiermit ein neues Kapitel für Lan Na. Als Maekut sich kurz darauf gegen die Burmesen erhob, wurde er kurzerhand nach Burma verschleppt und Burengnoreng setzte seine Frau Wisutthithewi auf den Thron Chiang Mais. Chiang Mai war nun vollständig unter burmesischer Kontrolle und Lan Na nur noch ein Vasallenstaat, den die Burmesen in der Folge als Basis für ihre ständigen Angriffe auf Ayutthaya nutzten.
1568 gelang es ihnen schliesslich auch Ayutthaya zu erobern und zu einem Vasallen zu machen. Nun war für kurze Zeit fast das gesamte Gebiet des heutigen Thailand unter burmesischer Kontrolle.
1581 starb jedoch Burengnoreng und nach seinem Tod stürzte auch das burmesische Reich in eine tiefe innenpolitische Krise. Dies nutzte Ayutthayas Prinz Naresuan aus, um das Reich seines Vaters von den Burmesen zu befreien, was ihm 1584 auch gelang.
1586 eroberte Naresuan schliesslich auch Chiang Mai, beliess den burmesischen Herrscher Tharrawady jedoch auf dem Thron.
1605 bestieg in Burma mit Anaukpetlun wieder ein fähiger König den Thron, der das Reich schnell wieder einte. 1613 griff Anaukpetlun schliesslich Chiang Mai und vertrieb die Nachfahren Tharrawadys aus der Stadt. In der Folge wurde Lan Na aufgespalten.
1628 verlegten die Burmesen die Regierung sogar von Chiang Mai nach Chiang Saen, da dieses für sie günstiger gelegen war. Chiang Mai hatte danach nur noch den Status einer unbedeutenden Provinzstadt. und verwaiste zusehends. Lan Na selber wurde nun von burmesischen Gouverneuren regiert. Erst fast 100 Jahre später kam es unter Theppasing zu einer Rebellion gegen die Burmesen, in deren Folge Chiang Mai für kurze Zeit seine Unabhängigkeit zurückerhalten sollte.
1762 eroberte jedoch der burmesische General Abhayagamani die Stadt und verschlepte grosse Teile der Bevölkerung.
1767 gelang es den Burmesen schliesslich, Ayutthaya einzunehmen und die Stadt wurde völlig zerstört. Nur wenigen Überlebenden gelang die Flucht, darunter der General Taksin, der nun mit einer kleinen Truppe einen Gurerillakrieg gegen die Burmesen startete und den Burmesen immer weitere Teile des ehemaligen Reiches abnehmen konnte. Der Erfolg Taksins beflügelte auch Unabhängigkeitsbestrebungen in Lan Na und es kam zu ersten Aufständen.
Schliesslich bat der General Chao Kawila, der mit seinen Brüdern in Lampang regierte, Taksin, der nun als König in Bangkok regierte, um Unterstützung. Dieser liess sich nicht lange bitten, machte aber zur Bedingung, dass Lan Na nach der Befreiung tributpflichtig gegenüber Siam sein müsse. Kawila stimmte zu und im Februar 1775 gelang dem gemeinsamen Heer schliesslich die Vertreibung der Burmesen aus Chiang Mai. Kawila kehrte nach Lampang zurück und General Ca Ban Bunma wurde Herrscher in Chiang Mai, allerdings von Siams Gnaden. Durch den Krieg war die Stadt jedoch stark zerstört und fast vollständig verlassen. Ausserdem versuchten die Burmesen noch mehrfach die Stadt zu zurückzuerobern, wurden jedoch immer wieder vertrieben.
1778 schickte Taksin seine beiden Generäle Chao Phraya Chakri und Chao Phraya Surasi auf einen Feldzug nach Laos. Als sie zurückkehrten, entsandten sie eine Kontrollkommission nach Chiang Mai und Lampang, die dort jedoch plünderte und Aufruhr anzettelte. Kawila liess daraufhin Mitglieder dieser Kommision vehaften und hinrichten. Die Folge war, dass er nun zusammen mit Ca Ban Bunma verhaftet und zum Tode verurteilt wurde. Kawila bereute öffentlich und bot als Zeichen dieser Reue an, einen Feldzug gegen Chiang Saen zu führen. Daraufhin wurde er begnadigt. Ca Ban Bunma starb jedoch in der Haft.
1782 wurde Taksin in Bangkok gestürzt und hingerichtet. Sein Nachfolger wurde der ehemalige General Chao Phraya Chakri, der als Rama I. den Thron bestieg. Bei seinem Antrittsbesuch in Bangkok wurde Kawila daraufhin zum neuen König von Chiang Mai ernannt. Eine schwere Aufgabe, denn die Stadt war immer noch nahezu unbewohnt und grösstenteils zerstört. Kawila entsandte Männer aus Lampang, um Chiang Mai wieder aufzubauen. Anschliessend machte sich Kawila unter dem Motto : "Das Gemüse in den Korb, die Menschen in die Stadt!" daran, Chiang Mai wieder zu bevölkern. Aus den befreiten Gebieten Lan Nas wurden hierzu Menschen einfach umgesiedelt, wenn es sein musste, auch mit Gewalt. So kam es, dass Chiang Mai von Menschen unterschiedlicher Herkunft und auch verschiedener Kulturen bewohnt wurde und immer noch wird. Anfangs lebten sie noch getrennt, später vermischten sie sich jedoch und bildeten die "Khon Muang", die Menschen der Stadt, wie sie sich auch heute noch in Abgrenzung z.B. von den "Khon Thai", den Menschen des Südens, nennen.
Kawila machte aus Chiang Mai wieder das Zentrum der Administration und die Stadt begann sich von den Verheerungen des Krieges zu erholen. Die Herrscher in Bangkok sahen in Lan Na in erster Linie einen Pufferstaat gegen die Burmesen und forderten 1804 von Kawila die Zerstörung Chiang Saens, um den Burmesen dort nicht ein weiteres Sprungbrett für ihre Vorstösse zu bieten. Ansonsten liessen sie Lan Na jedoch weitgehend autonom und setzten auf freundschaftliche Beziehungen, ohne allerdings nicht auf die jährlichen Tributzahlungen verzichten zu wollen. Nach Kawilas Tod 1815 folgte ihm sein Bruder Thammalangka auf den Thron. Auch hier hatte natürlich der Herrscher in Bangkok das letzte Wort. Nach Thammalangka folgte mit Kham Fan ein weiterer Bruder Kawilas auf den Thron, der zusammen mit Kawila schon in Lampang regiert hatte. Musste sich Kham Fan noch in erster Linie mit den Burmesen auseinandersetzen, war die Regierungszeit seines Cousins und Nachfolgers Putthawong (1825 - 1846) jedoch zum ersten Mal seit sehr langer Zeit von Frieden geprägt. Die Burmesen waren in einen Konflikt mit den Engländern geraten und hatten keine Ressourcen mehr, um sich auf Abenteuer in Lan Na oder Siam einzulassen. Putthawong nutzte die Zeit, um sich auf die Konsolidierung und vorsichtige Reformierung seines Reiches zu konzentrieren. Auch er bekam jedoch spürbar den Druck der Grossmächte England im Westen und Frankreich im Osten zu spüren. Nach Putthawong folgte Chao Mahotara Prathet auf den Thron Lan Nas. Dieser zentralisierte die Administration weiter.
1851 bestieg in Bangkok mit Rama IV. ein ausgesprochen aufgeschlossener und fortschrittlicher König den Thron. Dieser sah in Lan Na weniger einen Vasallen, als eine befreundete Nation mit gemeinsamen Interessen, aber natürlich auch einen Puffer gegen die europäischen Grossmächte, die auch Siam zusehends unter Druck setzten. Während dieser Zeit begann die Teakindustrie in Lan Na zu boomen. Eine Menge Menschen kam in die Stadt, um dort zu arbeiten, darunter auch viele Burmesen und Shan. In der Stadt machte sich eine Art Goldgräberstimmung breit. Chao Mahotara Prathets Nachfolger Chao Kawilorot Suriyawong war ein glühender Buddhist, regierte die Stadt aber auch mit harter Hand, um die Ordnung aufrecht zu erhalten. In der Bevölkerung wuchs der Unmut über die Engländer, die praktisch das Teakgeschäft kontrollierten. Vereinzelt kam es zu Übergriffen und die britische Regierung protestierte offiziell in Bangkok. Hier hatte 1868 Rama V. den Thron von seinem Vater übernommen und das Verhältnis zu Lan Na sollte sich in der Folge ändern. Rama V. war ein visionärer König und hatte schon in seiner Jugend erkannt, dass Siam nur überleben konnte, wenn es sich als Pufferstaat zwischen England und Frankreich etablierte. Um jedoch von den Grossmächten überhaupt ernst genommen zu werden, war eine rasche Modernisiserung des Landes nötig. Rama V. krempelte das gesamte Staatswesen Siams komplett um. Er sorgte für eine politische, kulturelle und wirtschaftliche Erneuerung des Landes, die ihresgleichen suchte.
Dasselbe verlangte er jedoch auch von Lan Na, insbesondere als sich die Proteste wegen der Übergriffe auf britische Staatsbürger häuften. Rama V. wusste natürlich, dass auch dem Untergang Burmas, solche, zunächst recht harmlos erscheinenden Ereignisse vorausgegangen waren und dass die Europäer eigentlich nur auf Vorwände lauerten, um auch Siam zu kolonialisieren. Da ihm die Reformen in Lan Na jedoch zu langsam vorangingen, berief er sich auf den Vasallenstatus des Landes und entmachtete die dortige Regierung unter dem schwachen König Chao Inthawitchayanon, indem er eine Kommission nach Chiang Mai entsandte, die dort de facto die Regierung übernahm. Zuvor hatte er die Tochter Königs, Chao Dara Rasami, zu seiner Frau und die
Politik Lan Nas so praktisch auch zu einer Familiensache gemacht. Chao Dara Rasami spielte in der Folge eine bedeutende Rolle als Bindeglied zwischen Siam und Lan Na und machte sich vor allem bei dem kulturellen Aufbau Lan Nas einen Namen.
1896 starb Chao Inthawitchayanon und sollte der letzte souveräne Herrscher Lan Nas bleiben. Nun übernahm die Regierung in Bangkok die Kontrolle in Lan Na. Für die Regierungsgeschäfte war nun ein Bangkoker Kommissar zuständig.
1901 wurde zwar Inthawarorot Suriyawong zum Nachfolger seines Vaters erklärt, er bekam jedoch keinen Königstitel mehr, sondern war nur noch formell ein, von Bangkok bezahltes, Staatsoberhaupt. In der Bevölkerung wuchs jedoch der Unmut, vor allem gegen die hohen Steuern und den eingerichteten Arbeitsdienst, bei dem die Bürger z.B. zum Bau von Strassen verpflichtet werden konnten.
1902 kam es schliesslich zu Protesten in Chiang Mai und zu einem Aufstand der Shan, bei dem zwanzig Regierungsbeamte von einem Mob enthauptet wurden. Die Antwort Bangkoks war nicht weniger drastisch. Rama V. entsandte Truppen, die die Schuldigen bestrafen sollten, aber auch viele Unschuldige töteten. Trotzdem sollte man nicht vergessen, dass es gerade die umsichtige Politik Ramas V. war, die sowohl Siam, als auch Lan Na davor bewahrte, jemals kolonialisiert zu werden. Letztlich profitierte Lan Na gerade von den Modernisierungsmassnahmen und der verbesserten Infrastruktur.
1909 trat Chao Khaeo Nawarat die Nachfolge seines Bruders an.
1921 wurde die Eisenbahnverbindung Chiang Mais mit Bangkok fertiggestellt.
1932 kam es in Bangkok zu einem unblutigen Staatsstreich und Siam wurde zu einer konstitutionellen Monarchie.
1933 wurden Chiang Mai, Chiang Rai und Phayao zu regulären Provinzen Siams.
1939 starb Chao Khaeo Nawarat und es wurde kein weiterer Nachfolger bestimmt. Lan Na war nun ein fester Bestandteil Siams, dass schliesslich 1939 in "Thailand" umbenannt wurde. Diese Aktion wurde gerade in Lan Na von vielen begrüsst, konnten sie sich doch nun nicht mehr nur als Vasallen, sondern als regulärer Teil eines neuen Staates fühlen.
Auch wenn Lan Na letztendlich recht sang- und klanglos von Siam, dass als Vorläufer des heutigen Staates Thailand angesehen wird, geschluckt wurde, darf man doch nicht den immensen Beitrag Lan Nas zur Geschichte und Kultur des Landes übersehen. Vieles, was man heute als originär "Thai" ansieht, hat seinen Ursprung in Lan Na und die Bewohner des Nordens verweisen auch heute noch voller Stolz auf ihre eigenständige Geschichte und Kultur, auch wenn sie sich als Thais fühlen. Die Regierung in Bangkok und vor allem das Königshaus hat es immer wieder verstanden, trotz aller Integration auch gerade diese Eigenständigkeit zu betonen.
   
 
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