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Rama I. ( Chao Phraya Chakri ) |
*20.03.1737 - †07.09.1809 |
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Rama I. ist der Begründer der Chakri-Dynastie,
die seit 1782 die Könige Thailands stellt. Trotz seiner Verdienste
und seiner Bedeutung ist es jedoch unmöglich, seine Geschichte
ohne die seines Vorgängers zu erzählen. |
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Rama I. wurde am 20. März
1736 als Sohn eines hohen Regierungsbeamten in der damaligen
Hauptstadt Siams, Ayutthaya,
unter dem Namen Thong Duang geboren. Er hatte u.a. noch
einen jüngeren Bruder namens Boonma, der ebenfalls
noch eine gewisse Rolle in der Geschichte spielen sollte. Die Familie
der beiden war über verwandschaftliche Beziehungen mit nahezu
allen führenden Familien des Landes verbunden.
Im Alter von sechs Jahren wurde Thong Duang als Page an
den königlichen Hof in Ayutthaya geschickt. |
Dort traf er auf einen zwei Jahre älteren Jungen
namens Sin, der ebenfalls Page war. Schon bald verband
beide Jungen eine enge Freundschaft. Beide gingen im Alter von elf,
bzw. dreizehn Jahren als Novizen in denselben Tempel in Ayutthaya.
Nachdem er volljährig geworden war, ging Thong Duang
an den Hof von Ratchaburi, wo er eine Frau aus einer wohlhabenden
chinesischen Familie heiratete. Sin war mittlerweile
Gouverneur der Provinz Tak im Norden geworden und war allgemein
als Taksin bekannt. Als im Jahre die 1767
die Burmesen Ayutthaya belagerten, befand sich Taksin
in der Hauptstadt und musste mitansehen, wie die Verteidiger zusehends
durch Inkompetenz der Befehlshaber und Verrat immer mehr geschwächt
wurden. Er erkannte recht früh, dass die Stadt nicht zu halten
war und als die Gelegenheit durch ein ausgebrochenes Feuer günstig
schien, setzte er sich mit 500 Männern aus der Stadt ab. Kurz
darauf fiel Ayutthaya durch Verrat an die Burmesen. Dies
war das Ende der Stadt. Die Burmesen töteten oder versklavten
die gesamte Bevölkerung. Danach begann eine beispiellose Zerstörungsorgie
in deren Folge die Stadt komplett ausgelöscht wurde.
Taksin, der mit seiner Truppe dem Gemetzel entkommen war,
verschanzte sich in der Gegend um Chantaburi und organisierte
den Widerstand gegen die burmesischen Besatzer.
Er war ein militärisches Genie und seine kleine Truppe versetzte
der burmesischen Armee immer wieder kleine Nadelstiche, die diese
ermüdeten und ihre Moral untergruben. Mittlerweile hatten sich
Thong Duang und sein jüngerer Bruder Boonma
ihrem Jugendfreund angeschlossen und waren von ihm zu Offizieren
befördert worden. Gemeinsam schafften sie es, die Burmesen
Stück für Stück aus Siam zu vertreiben.
Taksin verschwendete erst gar keinen Gedanken daran, das
zerstörte Ayutthaya wieder aufzubauen, sondern liess
sich in einem strategisch günstigen Gebiet im heutigen Thonburi
nieder. Dort gründete er seine neue Hauptstadt und bestieg
als König
Taksin den Thron. Die nächsten Jahre waren
ein ständiger Kampf, sowohl gegen die Burmesen, als auch gegen
die innenpolitische Widerstände der alten Adelsfamilien.
In der Zwischenzeit waren Thong Duang und Boonma
zu Generälen befödert worden. Thong Duang unter
dem Namen Chao Phraya Chakri und Boonma unter
dem Namen Chao Phraya Surasi. Während Taksin
in den ersten Jahren seiner Amtszeit noch alle Kampfeinsätze
selbst leitete, überliess er später diese Aufgaben seinen
beiden brillanten Generälen, um sich ganz der innenpolitischen
Arbeit zu widmen. Thong Duang gelang es nicht nur, Lan
Na zu befreien und die Burmesen zu vertreiben,
er führte anschliessend auch noch erfolgreiche Feldzüge
gegen die laotischen Reiche Vientiane
und Luang Prabang, die Vassalen König Taksins
wurden. Aus Laos brachte er 1778 in einem
Triumphzug den Phra Bang und den Smaragdbuddha
mit, der heute als heiligste Statue Thailands gilt und im Wat
Phra Khaeo seine Heimat fand.
Während dieser Zeit, hatte König Taksin, der
als Sohn eines Chinesen und einer Siamesin nicht zum alteingesessenen
Adel gehörte und keiner besonders einflussreichen Familie entstammte,
mit grossem innenpolitischen Widerstand zu kämpfen. Der alte
Adel Siams verachtete ihn wegen seiner unaristokratischen
Herkunft und seiner chinesischen Abstammung. Um sich zu behaupten,
führte er drakonische Massnahmen ein. Schon kleinste Vergehen
wurden streng bestraft und Auspeitschungen und Hinrichtungen waren
an der Tagesordnung. Da dieses harte Vorgehen allerdings gar nicht
zu seiner inneren Einstellung passte, suchte er Trost in der Religion,
wo er sich immer mehr zum Fanatiker entwickelte. Offensichtlich
war der psychische Druck durch die innen- und aussenpolitischen
Belastungen jedoch zu gross und bald machten sich starke Persönlichkeitsveränderungen
beim König bemerkbar. Schliesslich sah er sich als neuer Buddha
und wollte als Gott verehrt werden. Mönche, die ihm nicht folgen
wollten, liess er verhaften und hinrichten, was den Sangha
an den Rand der Spaltung führte. Selbst seine Frauen und Kinder
liess er bei Fehlverhalten streng bestrafen.
Während dieser Zeit führten General Chakri und
sein Bruder einen erfolgreichen Feldzug gegen Kamboscha. Hier erhielten
sie die Nachricht , dass es in der Heimat unter Phraya Sankhaburi
eine Rebellion gegen Taksin gegeben hatte. Die Brüder
kehrten daraufhin sofort aus Kambodscha zurück. Als sie jedoch
die Hauptstadt erreichten, wurde ihnen dort ein triumphaler Empfang
bereitet. Taksins Terrorregime und sein Wahnsinn hatten
tatsächlich zu einem Staatsstreich geführt und der König
war entmachtet und hingerichtet worden. Da kein königliches
Blut den Boden berühren sollte, hatte man ihn in einen samtenen
Sack eingenäht und mit einer duftenden Sandelholzkeule erschlagen.
Die Putschisten und die Bevölkerung boten General Chakri
umgehend den Thron an, den dieser schliesslich annahm.
Am 6. April 1782 bestieg er als Rama I.
den Thron. Dieser Tag, der Chakri-Tag, ist heute noch ein
offizieller Feiertag in Thailand. Sein Bruder wurde Vizekönig.
Zuerst verlagerte Rama I. die neue Hauptstadt von der Westseite
des Chao Phraya auf die Halbinsel Rattanakosin
in die Nähe des Dorfes Ban Makok. Rama I.
hatte erkannt, dass der Chao Phraya als natürliche
Begrenzung den besten Schutz gegen weitere Angriffe der Burmesen,
von denen er sicher war, dass sie folgen würden, bildete. Ausserdem
war es durch Anlegen von Kanälen ein Leichtes, die Halbinsel
in eine vollständige Insel nach dem Vorbild Ayutthayas
zu verwandeln. Der Grundstein der neuen Stadt, dem späteren
Bangkok,
wurde an der Stelle des Lak
Muang gelegt. Dann begann der König mit der
Errichtung seiner neuen Residenz. Die dort bislang wohnenden Chinesen
wurden in einen südlichen Teil der Halbinsel umgesiedelt, das
heutige Chinatown entstand. Der König liess es sich
nicht nehmen, weite Teile des Palastes selbst zu entwerfen, wobei
er sich möglichst genau an das Vorbild des Königspalastes
von Ayutthaya hielt. Bedeutende Kunstschätze. die
die Zerstörung Ayutthayas überlebt hatten, fanden
im neuen Palast eine neue Heimat. Überhaupt war dem König
sehr an einer Belebung der alten Kultur Siams gelegen.
Da es jedoch überhaupt keine schriftlichen Zeugnisse, wie z.B.
Gesetzestexte mehr gab, liess er die Gesetze neu schreiben, wobei
er erhebliche Modernisierungen einfliessen lies. Da auch die gesamte
thailändische Literatur verloren gegangen war, kümmerte
sich der König persönlich um die Schaffung neuer Werke.
Er selbst schrieb eine Neufassung des Ramakien, der thailändischen
Form des indischen Ramayana.
Aus seiner Zeit als General und aufgrund verwandtschaftlicher Beziehungen
kannte er die meisten Mitglieder der führenden Familien des
Landes persönlich und wusste um deren Stärken und Schwächen.
Nach diesen Gesichtspunkten wählte er auch seine Würdenträger
aus. Das Beispiel Taksins hatte ihm schliesslich vor Augen
geführt, was passieren kann, wenn der König von der Beamtenschaft
isoliert wird. Mit seinen Beratern pflegte er einen Regierungsstil
als primus inter pares und setzte eher auf Argumente, als
schlichte Befehle. Dies spiegelt sich auch in seinen Gesetzestexten
wieder, die immer denselben Aufbau zeigen : Zuerst wird ein Misstand
dargestellt und erklärt, anschliessend wird seine Aufhebung
beschrieben. Rama I. hatte vor allem den Ruf, allergisch
auf Inkompetenzen zu reagieren und diese hart abzustrafen, wobei
er jedoch auch immer als äusserst fair galt.
Er kümmerte sich persönlich um eine Belebung der Religion
und des Sangha, der nach den Umtrieben Taksins
am Boden lag. Viele Mönche kannten die heiligen buddhistischen
Schriften gar nicht und übten sich stattdessen in okkulten
und animistischen Riten. Er verfasste persönlich eine Reihe
von Vorschriften, die das Leben der Mönche regeln sollten und
bemühte sich um eine Rückbesinnung auf die Wurzeln des
Buddhismus. Dies gipfelte in einem Konzil, das er 1788
abhalten liess, um eine einheitliche Form des Tripitaka,
der heiligen Schriften, zu erstellen. Auch hier wählte er Mönche
nach ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten und weniger nach ihrem
Ansehen aus.
Während der Zeit des Wiederaufbaus wurde das Königreich
wiederholt, so wie der König es vorrausgesehen hatte, von den
Burmesen angegriffen. 1785 starteten die Burmesen
an fünf Fronten einen Grossangriff auf Siam, der jedoch
nach erbitterten Kämpfen abgewehrt werden konnte. Erst 1802
gelang es Rama I., der mit seinem Bruder alle Kämpfe
persönlich leitete, die Burmesen entgültig zu besiegen.
Da diese mittlerweile selbst genug Probleme mit den Engländern
im Westen bekommen hatten, sahen sie von weiteren Angriffen ab und
beschlossen von nun an mehr oder weniger freundschaftliche Beziehungen
zu den alten Feinden aufzubauen.
Unter der Herrschaft Ramas I. erholte sich die Nation zusehends
vom Schock der Vernichtung Ayutthayas. Der König stärkte
den Handel. Besonders die guten Handelsbeziehungen zu den Chinesen,
die noch von König Taksin, der ja Halbchinese gewesen
war, ins Leben gerufen worden waren, brachten dem jungen Königreich
bald erheblichen Wohlstand. In Bangkok findet man noch
heute überall Zeugnisse dieser guten Beziehungen und seien
es nur die chinesischen Porzellanscherben, mit denen viele Tempelbauten
in Bangkok verkleidet sind.
Der blühende Wohlstand des Reiches und die moderate Regierungsform
veranlassten viele lokale Herrscher, sich freiwillig unter den Schutz
Ramas I. zu begeben. Ramas I. Hof wurde zu
dem kulturellen Zentrum in der Region.
Während seiner Regierungszeit verschlechterte sich jedoch das
Verhältnis zu seinem Bruder, dem Vizekönig, zusehends
und wurde von beiden Seiten von Misstrauen bestimmt. Dieses Missverhältnis
erreichte seinen negativen Höhepunkt im Jahre 1796,
als Gerüchte umgingen, der Vizekönig plane einen Umsturz.
Rama I. liess darufhin dessen Palast umstellen. Nur die
älteren Schwestern der beiden konnten eine Eskalation verhindern.
Als der Vizekönig 1803 starb, versuchten tatsächlich
zwei seiner Söhne den Thron an sich zu reissen. Das Komplott
wurde jedoch aufgedeckt und beide hingerichtet. Die restlichen Jahre
von Ramas I. Herrschaft sollten jedoch friedlich verlaufen.
Er selbst schuf eine kunstvolle goldene Urne, in der nach seinem
Tod seine Asche aufbewahrt werden sollte und die er immer in seinem
Schlafzimmer aufbewahrte.
Seinen empörten Frauen, die dieses offensichtlich für
ziemlich morbid hielten, entgegnete er, dass er nur so die Möglichkeit
bekäme, die Urne von aussen zu betrachten. Von innen müsse
er sie schliesslich noch lange genug sehen. Rama I. starb
am 07.09.1809. |
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