Die Thais tragen Bomberjacken
und der Farang freut sich, dass sein Elektrolythaushalt
zumindest halbwegs im Lot bleibt, er nicht mehr von Wadenkraempfen
geweckt wird und sein Lieblings-T-Shirt einen ganzen Tag tragen
kann. Selbst der neu geschneiderte Anzug kann abends angezogen werden,
ohne nach einer Viertelstunde völlig aufgeweicht zu sein.
Chiang Mai ist die Hauptstadt der gleichnamigen
Provinz und liegt etwa 700 km nördlich von Bangkok.
Die "Perle des Nordens" ist mit ca. 200.000 Einwohnern
die zweitgrösste Stadt Thailands und für viele zumindest
die Schönste, mit den Vorteilen einer Metropole wie Bangkok,
ohne jedoch allzu sehr unter den Nachteilen leiden zu müssen. Chiang Mai liegt im Tal des Ping-Flusses auf etwa
600 m Höhe und ist im Osten von Bergen eingerahmt. Gerade die
höhere Lage der Stadt sorgt für ein milderes und trockeneres
Klima
und Chiang Mai bietet eine gute Erholungsmöglichkeit
von der Hitze des übrigen Thailand. Frieren muss man hier allerdings
auch nicht. Tagsüber gehen auch hier die Temperaturen locker
über dreissig Grad, die Luftfeuchtigkeit ist jedoch nicht so
hoch, so dass man es gut aushalten kann. Abends empfiehlt sich jedoch
schon mitunter die Mitnahme eines Pullies. Chiang Mai
zeichnet sich aber nicht nur durch angenehme Temperaturen, sondern
vor allem durch eine Bevölkerung aus, die sich durch extreme
Freundlichkeit selbst von den allgemein freundlichen Thais abhebt.
Sogar die Autofahrer halten für Fussgänger !!! (Drauf
verlassen sollte man sich allerdings nicht.)
Viele meinen, die Freundlichkeit der Menschen sei eine Auswirkung
der grossen Geschichte der Stadt.
Fast 800 Jahre lang war Chiang Mai
die Hauptstadt des Königreiches Lan
Na, neben Sukothai und Ayutthaya
eines der grossen Reiche, die die Geschichte Thailands bestimmten.
Im 13. Jahrhundert bestand das Gebiet des heutigen
Nordthailand aus einer Fülle von Fürstentümern und
kleinen Königreichen, teils laotischen, teils burmesischen,
teils Thai-Ursprungs. Wiederum andere waren mit den Khmer
im Süden assoziiert, die in Lopburi
einen grossen Stützpunkt hatten. Hier ging auch Mengrai
zur Schule. Sein Vater war der König eines kleinen Reiches
mit Hauptsitz in der Gegend des heutigen Chiang Saen, dass
sich an den Ufern des Mekong entlangzog. Die meisten der
Kleinstreiche waren miteinander verfeindet und führten fast
ständig miteinander Kriege, die das Gebiet verwüsteten
und lähmten. Die grösste Bedrohung ging für die Länder
im Norden jedoch von den Mongolen aus.
Nachdem er den Thron bestiegen hatte, erkannte Mengrai
sehr schnell, dass sein Königreich zu schwach war, um einem
Einmarsch der Mongolen Widerstand leisten zu können.
Um dies zu verhindern und auch um den Norden endlich zu befrieden,
beschloss er sein Reich umgehend zu vergrössern. Mengrai
stellte ein Heer auf und begann eine Reihe kleinerer Fürstentümer
zu erobern.
1281 startete Mengrai
einen grossen Coup : Er begann einen Feldzug gegen die letzte Bastion
des Mon-Volkes, das stark befestigte Haripunchai,
das heutige Lamphun,
und eroberte diesen wichtigen Stützpunkt schliesslich. Hiermit
endete gleichzeitig das Dvaravati-Reich
der Mon. Mengrai war nun Herrscher über den
grössten Teil des heutigen Nordthailand und gründete das
Königreich Lan Na ( "Land der Millionen Reisfelder").
Zugute kamen ihm dabei seine freundschaftlichen Beziehungen zu Ramkamhaeng,
dem König von Sukothai und Ngam Muang von
Phayao die ihn gewähren liessen.
Zur Hauptstadt des Königreiches machte Mengrai die
neu gegründete Stadt Chiang Mai, obwohl er selbst
es vorzog, sich in Chiang Rai aufzuhalten.
Bei der Wahl des Ortes für die
neue Stadt hatte Mengrai den Rat seiner Freunde Ramkamhaeng
und NgamMuang eingezogen. Diese empfahlen ihm
den Standort zwischen Ping-Fluss und Doi Suthep. Mengrai erklärte den Theravada-Buddhismus
zur Staatsreligion. Die folgenden Jahre brachten Lan Na
eine Blüte, waren aber auch geprägt von Auseinandersetzungen
mit den Burmesen und den Mongolen. Der Legende nach starb Mengrai,
als er im Jahre 1317 in Chiang Mai von
einem Blitz getroffen wurde. Zu seinen Ehren wurde an dieser Stelle
ein Denkmal
errichtet. Unter Mengrais Nachfolgern gewann Chiang
Mai immer mehr an Einfluss und erlebte unter Tilok
eine weitere Blüte. Mit Ayutthaya im Süden entstand
jedoch ein grosser Rivale im Kampf um die Vorherrschaft in Thailand.
Desweiteren befand sich Lan Na auch im ständigen Dauerkonflikt
mit den Burmesen, der das Land erheblich schwächte. In der
Mitte des 16. Jahrhunderts wurde Chiang Mai
schliesslich von den Burmesen erobert und Lan Na wurde zu
einem Vasallenstaat. Die Burmesen nutzten Chiang Mai nun
als Ausgangspunkt für ihre ständigen Attacken auf Ayutthaya,
die schliesslich 1767 in der Zerstörung Ayutthayas
gipfelten.
Nachdem König
Taksin schliesslich die Burmesen aus Ayutthaya
vertrieben und seine neue Hauptstadt im heutigen Bangkok
gegründet hatte, kam es 1774 schliesslich
auch in Chiang Mai zu einem Aufstand gegen die burmesischen
Machthaber. Mit Taksins Unterstützung gelang es schliesslich,
die Burmesen zu vertreiben, Lan Na zu befreien und mit König
Kawila wurde eine neue Dynastie errichtet, die
in der Folge jedoch den Herrschern von Bangkok tributpflichtig
war.
Durch die jahrelangen Kriege war die Stadt jedoch weitgehend zerstört
und verwaist. Um Chiang Mai neu zu bevölkern liess
Kawila grosse Teile der Bevölkerung Lan Nas
in die Stadt umsiedeln. Dies geschah oftmals auch mit massiven Repressionen.
Anfangs lebten die einzelnen Bevölkerungsteile noch weitgehend
voneinander isoliert, mit der Zeit vermischten sie sich jedoch und
bildeten die "Khon Muang" - Menschen der
Stadt- wie die Bewohner Chiang Mais sich seitdem selbstbewusst
nennen. Aus dieser Zeit resultiert auch das kosmopolitische und
tolerante Flair der Stadt und, wie viele meinen, auch die ausgesprochene
Freundlichkeit der Bewohner. 1939 schliesslich
verlor Lan Na seinen autonomen Status und wurde in den Staat
Thailand, wie er nun hiess, integriert. Die Menschen Lan Nas
legen jedoch auch heute noch grossen Wert auf ihre kulturelle Eigenständigkeit.
Heutzutage ist Chiang Mai eine
quirlige Universitäts-stadt zu deren Fakultäten auch mehrere
bedeutende buddhistische gehören. Chiang Mai ist die
Stadt mit der höchsten Tempeldichte Thailands, so dass neben
aller Modernität auch Mönche und Nonnen das Stadtbild
prägen.
Das milde Klima sorgt dafür, dass in der Umgebung Chiang
Mais viele Nutzpflanzen, wie z.B. Erdbeeren gedeihen, die im
Rest Thailands keine Chance hätten. Einige riesige Orchideenfarmen
beliefern täglich die gesamte Welt mit ihren Schätzen.
Diese Form der Landwirtschaft hat auch eine immense politische Bedeutung,
denn noch bis in die siebziger Jahre war der Anbau von Opium die
bestimmende Kraft und Chiang Mai galt als Zentrum
des Drogenhandels. Dass sich dies grundlegend
geändert hat, ist vor allem der Königsfamilie zu verdanken,
die in der Umgebung Chiang Mais eine Reihe von landwirtschaftlichen
Forschungsstationen und Versuchsgärten unterhält, mithilfe
derer sie der Bevölkerung Alternativen zum Opiumanbau aufzeigte.
Um ihre Verbundenheit mit den Menschen des Nordens zu demonstrieren,
verbringt die königliche Familie auch regelmässig die
Wintermonate in ihrem Palast auf dem Doi Suthep. Chiang
Mai ist das Zentrum für Handwerkskunst in Thailand, besonders
bekannt für Silberschmiedekunst und Holzschnitzereien. Aber
auch Schirme, Lampen, Textilien und künstlerisch hochwertige
Malereien, sowie der übliche "Thailandkitsch" werden
in den Dörfern rund um Chiang Mai hergestellt und
in den Geschäften und unzähligen Märkten der Stadt
zu Spottpreisen verkauft, die weit unter denen in Bangkok
und dem Rest des Landes liegen und die Chiang Mai zu einem
wahren Shoppingparadies machen.
Die ansteckende Freundlichkeit der Stadt,
das angenehme Klima und die wunderschöne Landschaft Chiang
Mais wirken auch als Magnet auf unzählige Farangs,
die in Chiang Mai nicht nur Urlaub machen, sondern dort
gleich ihren Lebensabend verbringen.
Der omnipräsente Buddhismus löst jedoch offensicht- lich
auch bei vielen Westlern ein ausgeprägtes Shangri La-Syndrom
aus und es kommt nicht selten vor, dass man buntgekleidete Farangs
sieht, die versuchen, den Thais den "wahren" Buddhismus
zu erklären, was diese in der Regel mit einem vielsagenden
Lächeln quittieren.
Wie schon erwähnt, ist Chiang Mai eine moderne Metropole
mit den Problemen einer modernen Metropole, sprich lärmendem
Strassenverkehr und
zunehmender Kriminalität. Die Polizei
Chiang Mais hat zudem den Ruf, notorisch korrupt zu sein,
was ich allerdings nicht aus eigener Erfahrung bestätigen kann.
Wie auch in Bangkok herrscht in Chiang Mai ein
Überangebot an Gästezimmern, was für ein sehr niedriges
Preisniveau sorgt. Ein sauberes Zimmer mit warmem Wasser und Klimaanlage
bekommt man schon für etwa 300 Baht, wobei man die Klimaanlage
nicht wirklich braucht. Wer mit seiner Unterkunft unzufrieden ist,
geht einfach ein Haus weiter.
Naturgemäss ist Chiang Mai
nicht ganz der richtige Ort für einen entspannten Strandurlaub,
die Umgebung bietet jedoch eine Fülle von alternativen Möglichkeiten,
wie Rafting, Trecking und, wenn man denn gar nicht darauf verzichten
will, Bungee-Jumping. Fast jedes Guesthouse und Hotel bietet Touren
an. Langweilig sollte es in Chiang Mai also keineswegs
werden.
Man erreicht Chiang Mai am einfachsten mit dem Flugzeug.
Der Flug dauert etwa 50 min. One-Two-GO
bietet täglich Flüge für etwa 1500 Baht an. Nok
Air ist etwas teurer (~1700 Baht ). Thai
Airways kostet schon um die 2300 Baht. Wer Geld
sparen will, kann auch mit dem Zug anreisen, was allerdings etwa
12 h dauert. Am Besten nimmt man den Nachtzug mit Schlafabteil von
Bangkoks aus, fährt abends los und ist am frühen